Wallfahrtsort Kevelaer um 1656
Die Geschichte der Wallfahrt in Kevelaer beginnt in der Weihnachtszeit des Jahres 1641, während des 30jährigen Krieges, als der holländische Krämer Hendrick Busman an einem Wegkreuz in der Kevelaerer Heide betete und dort die Stimme der Gottesmutter Maria hörte, die ihm anbefahl: "An dieser Stelle sollst du mir ein Kapellchen bauen!".
Hendrick Busman, der regelmäßig zwischen Weeze und Geldern hin und herreiste, um seine Waren zu verkaufen, hörte noch zwei weitere Male die Stimme der Maria und jedes Mal wiederholte sie die Aufforderung, an dieser Stelle möge ihr Kapelle gebaut werden. Der Krämer zeigte sich von seinem wunderbaren Erlebnis so beeindruckt, dass er, obgleich keineswegs wohlhabend, tatsächlich eine kleine Kapelle bauen ließ, direkt neben dem Kreuz
Kurz vor Pfingsten im darauf folgenden Jahr war es seine Frau Mechel Schrouse, die ein religiöses Erlebnis hatte. In einer nächtlichen Erscheinung sah sie, von den Strahlen eines hell glänzenden Lichts umgeben, genau das Heiligenhäuschen, welches ihr Mann gerade erbaut hatte, geschmückt von einem kleinen, feinen Bild der Gottesmutter. Das war nicht irgendein Marienbild, sondern die "Consolatrix Afflictorum" von Luxemburg, die "Trösterin der Betrübten". Genau dieses Bild hatten ihr kurz zuvor zwei Soldaten gezeigt, damit sie es kaufen möge. Nachdem es ihr erst zu teuer gewesen war, setzte sie nun alles daran, dass Marienbild zu erwerben, welches inzwischen einem Leutnant übergeben worden war. Der Kauf gelang und schon bald sprach sich herum, dass es sich um ein ganz besonderes Bild handeln müsse. Als es am 1. Juni 1642 in die kleine Kapelle eingesetzt wurde, pilgerten, so wird es erzählt, viele Menschen aus Geldern und anderen um liegenden Orten zum Heiligenhäuschen, um das Bild zu ehren und zur Gottesmutter zu beten.
Ansichtskarte Wallfahrtsort Kevelaer um 1656
Fünf Jahre später dann wurde das Heiligenhäuschen von der Synode zu Venlo offiziell als Wallfahrtsort Kevelaer anerkannt, wobei Hendrick Busman die Ereignisse bei der Anhörung so überzeugend schilderte, dass die Anerkennung nach bereits zwei Anhörungstagen ausgesprochen wurde, nicht zuletzt auch deshalb, weil sich von Beginn an die Kraft des Bildes durch insgesamt acht Wunderheilungen bestätigt hatte.
Auch im weiteren Verlauf der Jahrhunderte ereigneten sich Wunderheilungen, die von der katholischen Kirche als solche anerkannt wurden, und so konnte der Wallfahrtsort Kevelaer sich einer immer größer werdenden Bekanntheit erfreuen. Um das Jahr 1700 herum sollen an manchen Tagen bis zu 15.000 Pilger zum Gnadenbild gepilgert sein. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges verzeichnete Kevelaer mindestens 500.000 Pilger-Besuche und Hunderte von Prozessionen pro Jahr. Gegenwärtig werden jährlich etwa eine Million Pilger gezählt, die sich zu einer Wallfahrt nach Kevelaer aufmachen.